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Von der Einstufung als „arbeitsscheu“ bis zur Ermordung im Schießtal

Josef Blöchinger wurde am 7. Dezember 1919 in Nürnberg geboren. Er hatte noch eine Schwester Elsa (*1921) und einen Bruder Willy (*1923). Die Familie zog 1926 nach Neu-Ulm, wo der Vater 1939 starb. Josef erlernte wohl keinen Beruf und war Hilfsarbeiter.

Im Sommer 1938 tauchte in den KZs eine bis dahin unbekannte Häftlingsgruppe auf: sog. „Asoziale“, die keine homogene Gruppe bildeten. Gemeinsam war ihnen die Zuschreibung „arbeitsscheu“. Die Aktion „Arbeitsscheu Reich“ (ASR) wurde seit Anfang 1938 durch den persönlichen Stab Heinrich Himmlers geplant und von der Gestapo sowie Kriminalpolizei durchgeführt. Am 26. Januar 1938 ordnete Himmler an, die Festnahme aller arbeitsfähigen Männer vorzubereiten, „... die nachweisbar in zwei Fällen die ihnen angebotenen Arbeitsplätze ohne berechtigten Grund abgelehnt oder die Arbeit zwar aufgenommen, aber nach kurzer Zeit ohne stichhaltigen Grund wieder aufgegeben haben.“ Mit einem „...einmaligen, umfassenden und überraschenden Zugriff“ sollte die Aktion ablaufen.

Am 23. Juli 1938 wurde Josef Blöchinger im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ mit der Häftlingsnummer 18266 in den Block 2/41 im KZ Dachau eingeliefert. Am 22. April 1939 wurde er mit vielen anderen Dachau-Häftlingen, die aus Bayern stammten, im Rahmen einer Amnestie anlässlich des 50. Geburtstages von Adolf Hitler wieder entlassen.

Blöchinger wurde am 5. Januar 1943 als Jäger zur 1. Gebirgsjäger Nachrichten-Ersatz-Kompanie 98 Oberammergau eingezogen. Am 21. April 1943 wurde er für eine Woche ins Reservelazarett Dijon zur Behandlung von Schuppenflechte aufgenommen. Danach kehrte er wieder zur Truppe zurück. Bereits 21. Juni 1943 ist ein weiterer Vermerk aktenkundig und danach wurde er ins Wehrmachtsgefängnis Bruchsal eingeliefert. Von dort wurde Josef Blöchinger zur Wehrmachtshaftanstalt nach Ludwigsburg überstellt. Am 23. Juni 1943 wurde er mit nicht einmal 24 Jahren aufgrund des Urteils der Division 465 in Ludwigsburg um 6.52 Uhr auf dem Schießplatz Poppenweiler erschossen und beerdigt. Ein Kriegsgerichtsurteil ist nicht überliefert.

Quellen:
BArch PA B 563 119937
BArch PA B 563-1 Kartei B 2445/398
Zugangsbuch, Häftlingsnummern 017847 - 023756, Dachau, 1.1.6.1 Listenmaterial Dachau Zugangsbücher des Konzentrationslagers Dachau, 805460002, ITS Digital Archive, Bad Arolsen
Dokumente mit Namen ab BLASCO, Giuseppe, 1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau A-Z, 01010607 027, ITS Digital Archive, Bad Arolsen
Alphabetisches Verzeichnis der Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau A-Z, Biagiolo - Braban, 1.1.6.1 Listenmaterial Dachau, 8056103, ITS Digital Archive, Bad Arolsen
Veränderungsmeldungen des KZ Dachau 1936 - 1945, 01.07.1937 - 22.08.1938, 1.1.6.1 Listenmaterial Dachau, 8057300, ITS Digital Archive, Bad Arolsen
Stiftung Bayrische Gedenkstätten Dachau NARA Zugangsbuch Nr. 104 Nr. 18237
StadtA Neu-Ulm, Emailauskunft
StALB Grabstätten EL 20/1 VII Bü 165, Bild 26
StadtA LB L 67 Bü. 39 und 41


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